Kurz nach der Diagnose Diabetes lief der Denkapparat los: Was heißt das jetzt für den Alltag? Auf was muss ich verzichten? Muss ich jetzt Diätprodukte kaufen? Schnell haben mir die Diabetesberater:innen im Krankenhaus klargemacht, dass Menschen mit Diabetes Typ 1 mehr oder weniger alles essen und trinken können, solange es durch die entsprechende Insulinmenge und den richtigen Zeitpunkt ausgeglichen wird.
Dass man mittlerweile so denkt, erleichtert natürlich den Alltag und den Denkapparat enorm. Allerdings ist das Berechnen von Insulinmengen nicht immer trivial. Ich habe auch keine Lust, mir ständig eine Spritze setzen zu müssen, um nur mal eben eine Kleinigkeit zu essen. Mein Snackverhalten hat sich dadurch entsprechend gewandelt. Wenn ich vorher gerade während der Arbeit den Gang zum Naschschrank als willkommene Auszeit ansah, ist mir mittlerweile die Lust auf Duplo, Kinderriegel und Co. gänzlich vergangen. Es ist mir viel zu süß und damit nicht Wert, gegessen und vor allem gespritzt zu werden.
Es ist zwar gut, dass ich so auch nicht unkontrolliert esse, trotzdem vermisste ich die Unverfänglichkeit und Leichtigkeit eines Snacks zwischendurch. Ein Snack kann einen belohnenden Charakter haben, wenn man beispielsweise ein nerviges Meeting hinter sich gebracht hat. Dieses Gefühl konnten die Karottenstreifen nicht ersetzen, auch wenn man hier tatsächlich von leichter Kost sprechen kann.
Meine Ersatzdroge ist nun die Erdnuss. Obwohl sowohl Kohlenhydrate– als auch Fett-Protein-Einheiten vermuten lassen, dass auch hier ordentlich Insulin gespritzt werden müsste, merke ich selten Veränderungen an meinem Blutzuckerverlauf.
ja! Erdnüsse (100 g):
- Kohlenhydrate: 11 g
- Fett: 51 g
- Protein/Eiweiß: 25 g
- Kalorien: 620 kcal
Ein 100g-Erdnuss-Snack hat demnach 1,1 KE und ganze 5,6 FPE. Wahrscheinlich ist genau dieses Verhältnis das Geheimnis. Der extrem hohe Fettanteil zieht die Kohlenhydrataufnahme in die Länge. Die glykämische Last ist somit sehr niedrig. Meine Bauchspeicheldrüse hat aktuell immer noch Restfunktionen und so genug Zeit, zusammen mit dem Basalinsulin ohne weitere Hilfe die Kohlenhydrate zu verarbeiten.
So oder so scheint die Nuss in Diabetikerkreisen ein Thema zu sein. In einer Langzeitstudie fand das „Journal of the American Medical Association“ (gesund.co.at) heraus, dass bei Frauen, die fünfmal die Woche Nüsse oder Erdnussbutter aßen, das Diabetes-Typ-2-Risiko um 20% geringer ausfiel. Die vielen und vor allem gesunden, ungesättigten Fette verbessern die Insulinresistenz. Das produzierte Insulin kann leichter seinen Dienst verrichten. Und was für Typ-2ler gut ist, kann Typ-1ern nicht schaden. Es hilft zumindest mir in der Remissionsphase.
Photo by Vladislav Nikonov on Unsplash
Wieder sehr interessant auch für mich. Diesmal besonders, weil ich ein Nüsse- und vor allem Erdnussfan bin. 😁
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