In der letzten Woche habe ich meine Quartalsmenge Spitzen für meinen Insulin-Pen geholt. Als die Apothekerin mit vier Packen á 100 Spitzen aus dem Lager kam, fragte sie mich etwas verwundert, was ich denn mit so vielen vorhabe. Als ich entgegnete, dass ich mir auch etwas Schöneres vorstellen kann als mir etwa viermal am Tag in den Bauch zu stechen, lenkte sie ein: Es sei ja wirklich auch besser, immer eine neue Spitze zu nehmen.
In der Tat habe ich es auch so im Krankenhaus gelernt und seitdem meistens beherzigt. Allerdings stellte ich jetzt rückblickend fest, dass ich dahingehend jüngster Vergangenheit etwas abgestumpft bin – und damit auch die Spitzen, die ich benutze. Nach einer Studie der GFK bin ich damit nicht der einzige. Nur etwa 20% der Deutschen wechseln aus Bequemlichkeit oder falschem Umweltschonmodus vor jeder Injektion die Nadel und sind damit auf den hinteren Rängen in Europa. Einige wenige nutzen ein und dieselbe Nadel bis zu 15 mal. Besser machen es die Franzosen. Hier nutzen etwa 86% die Nadel wie vorgeschrieben nur einmal. Vermutlich kennen sie die Bilder von benutzen Spritzen (Bild von gebrauchter Nadel).
Aber was ist eigentlich das Problem bei der Mehrfachnutzung? Die Nadeln sind normalerweise steril. Eine hauchdünne Silikonschicht schützt die Spitze. Schon ab der zweiten Nutzung ist es mit der Sterilität vorbei und das Risiko einer Infektion steigt. Außerdem könnte die Nadel verstopft sein. Die Spitze ist so dünn, dass sie nach wenigen Injektionen abstumpft und in seltenen Fällen dadurch den Weg für das Insulin blockiert. Obwohl man die Insulinmenge dann vielleicht richtig abgeschätzt hat, kann es so zu Überzuckerungen kommen. Das präsenteste Risiko sind allerdings mikroskopisch kleine Verletzungen, die auf Dauer die Hautbeschaffenheit ändern kann. Es können „Lipos“ entstehen, also Lipohypertrophie.
Lipohypertrophien sind geschwulstartige Ansammlungen von Fetten im Unterhautgewebe. Es entstehen unschöne Beulen rund um die Injektionsstellen. Doch nicht nur die Ästhetik leidet. Die Fettansammlungen sind weniger gut durchblutet. Dr. Kaltheuner zeigte mit einem Wärmebildkamera-Experiment, dass der Temperaturunterschied bis zu 6 Grad an diesen Stellen betragen kann. Das Gefährliche daran ist, dass das Insulin merklich anders, nämlich später wirkt.
Es ist also im wahrsten Sinne eine Spitzenidee, immer eine neue Nadel zu nehmen und natürlich die Spritzstellen regelmäßig zu wechseln.
Photo by engin akyurt on Unsplash
Im Prinzip hast Du recht, Spritzkanüle täglich zu tauschen. Ich nutze meine Penkanülen etwa 7..8 Mal hintereinander. Ich kann berichten nach 35 Jahren Diabetes hatte ich noch nie eine Entzündung durch Mehrfachnutzung. Da wird auch nichts extra desinfiziert. Den Kanülenschutz aufschieben, das reicht.
Wenn eine Kanüle zu oft genutzt wird, führt dies durch die Abstumpfung der Kanüle zu Mikroverletzungen der Haut und wenn man die Spritzstellen nicht wechselt, zu Lipohypertrophien. Diese wirst Du auch bekommen, wenn Du die Kanüle täglich wechselt, da die Insulinaufnahme unter der Haut diesen Prozeß begünstigt. Es ist für den Körper ungewohnt Insulin subkutan (unter die Haut) gespritzt zu bekommen und der Körper reagiert durch diese fettartigen Geschwulste.
Wichtig ist ein häufiges Wechseln des Einspritzorts, denn Orte mit dem häufigen Spritzen von Insulin befördern diese Geschwulste. Es kann sogar so weit kommen, daß gespritztes Insulin dort nicht mehr wirkt. Es gibt dann Insulin-resistente Hautbereiche. Hatte ich schon beim Oberschenkel, der das Verzögerungsinsulin nicht mehr weitergeben wollte. Ich spritze seitdem das Verzögerungsinsulin in den Oberarm und seitdem ist die volle Insulinwirksamkeit wieder da.
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