Am 14.11. war der Welt-Diabetes-Tag. Wer aber gedacht hat, dass ich heute darüber schreibe, hat sich ausnahmsweise geirrt. Ich finde es zwar gut, dass die Krankheit durch diesen Tag auch medial in den Fokus rückt, hatte aber in dieser Woche meinen eigenen, viel bedeutungsvolleren Tag: Unsere erste Tochter Lilli ist auf die Welt gekommen. Während unseres Krankenhausaufenthalts war die Regulierung des Blutzuckerspiegels aus unterschiedlichen Gründen erstaunlich oft ein Thema.
Lilli kam per Kaiserschnitt zur Welt. Wir konnten daher unerwartet gut den Geburtsverlauf vorhersehen. Ich hatte mir vorgenommen, mit einem überdurchschnittlichen Blutzuckerwert in den OP zu gehen, da ich keine Lust hatte, während der Geburt die Ärzte mit einem Unterzuckeralarm zu verwirren oder einen Müsliriegel auspacken zu müssen. Das klappte mäßig gut. Das Brötchen, was ich kurz vorher ohne zu spritzen gegessen hatte, ließ die Werte leicht ansteigen. Als die OP dann kurzfristig eine Stunde nach hinten geschoben wurde, konnte ich einen Teller Spaghetti essen, der eigentlich für meine Frau nach der Geburt bestimmt war. Selbst eine verhältnismäßig kleine Menge Insulin reichte hier aus, dass die Werte wieder sanken. Was mich im Alltag freuen würde, brachte mich jetzt ins Grübeln. Eigentlich sollte doch La… La… Lampenfieber die Werte eher erhöhen und Spaghetti in dieser Menge sowieso. Da die Geburt näher rückte, nahm ich mir noch das Apfelkompott vor. Gefühlt konnte ich jetzt alles essen, ohne dass sich viel an meinen Werten veränderte. Als es losging, nahm ich dann noch einen Müsliriegel zu mir. Entsprechend häufig prüfte ich die Werte – insgesamt 34 mal an diesem Tag.

An normalen Tagen halte ich etwa 20-25 mal das Lesegerät oder Smartphone an den Arm. Nach der Geburt hat sich dieser Wert deutlich nach unten korrigiert. Vielleicht liegt es daran, dass sich der Fokus verlagert hat oder an der Tatsache, dass die Werte nach wie vor sehr stabil sind. So oder so habe ich oft auch einfach keine Hand frei, um den Wert zu messen.
Direkt nach der Geburt durfte ich das Bonding durchführen. Es sei wichtig für die Bindung zum Kind, aber auch, um den Blutzucker des Kindes zu stabilisieren. Jetzt frage ich mich nicht ganz ernstgemeint, wer jetzt welchen Blutzucker stabilisiert hat und ob ich als Mensch mit Diabetes überhaupt geeignet dafür bin. Die Kleine hatte bei der ersten Untersuchung einen Blutzuckerwert, der bei mir fast einen Alarm auslösen würde. Die Ärzte konnten mich aber direkt beruhigen. Bei Neugeborenen mache man sich wohl erst unter 35 mg/dl Sorgen.
In Zukunft muss ich aber dennoch auch ein diabetisches Auge auf Lilli haben. Durch meine Gene steigt das Risiko, dass auch sie an Diabetes Typ 1 erkranken könnte.
Photo by Janko Ferlič on Unsplash
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