Am Samstagabend knackte ich das erste Mal seit der Diagnose-Phase wieder die 300 mg/dl. Ich hatte also einen deutlich zu hohen Blutzuckerwert. Wenn man über mehrere Stunden Werte höher 250 mg/dl hat und/oder sich Symptome wie Müdigkeit, Harndrang, Durst oder nach Azeton riechender Atem zeigen, bietet es sich an, einen Ketontest zu machen. Es könnte sein, dass es sich um Anzeichen einer schweren Entgleisung (Ketoazidose) handelt und der Körper übersäuert.
Durst hatte ich keinen. Besonders oft auf Toilette musste ich auch nicht. Allerdings war ich müde und mein Atem roch nach …Knoblauch. Aber das konnte ich erklären. Es war 23 Uhr an einem Samstagabend und ich hatte ein halbes Blech selbstgemachte Pizza mit Knoblauchöl gegessen. Obwohl ich ein durchaus erfahrener Pizzaesser bin und das vor allem vor dem Diabetes sehr regelmäßig trainierte, habe ich an diesem Abend wohl meinen Meister gefunden.
Pizza gehört für Diabetiker in die Kategorie Champions League. Meine erste Pizza versetzte mich auch leicht in Panik. Wir waren eingeladen und Google wollte keine verlässliche Zahl für Kohlenhydrate in der Pizza ausspucken. Aber das ist auch klar, denn Pizza ist selten gleich Pizza. Mal ist der Teig amerikanisch dick, mal so dünn, dass man fast durchschauen kann. Jede Pizzeria hat oft auch mehrere Durchmesser im Angebot. Macht man die Pizza nicht gerade selbst, hilft das Wiegen auch nicht viel, denn man möchte ja nicht den Belag vorher herunterkratzen.
Der Belag selbst spielt auch eine wichtige Rolle. Zum einen können auch hier kohlenhydratische Elemente wie die Ananas auf der Pizza Hawaii enthalten sein. Zum anderen sind typische Pizzabeläge wie Wurst und Käse sehr fett- und eiweißreich. Durch viel Fett werden die Kohlenhydrate aus dem Teigboden deutlich langsamer freigesetzt. Eiweiß kann in großen Mengen auch in Zucker umgewandelt werden und so den Zuckerwert zeitversetzt nach oben treiben.
All das macht eine Pizza im wahrsten Sinne (fast) unberechenbar. Gefährlich sind aber nicht nur die zu erwartenden hohen Werte, sondern auch eine kurzfristige Unterzuckerung. Berechnet man all die Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße und spritzt dann eine größere Menge Insulin, kann das zur Gefahr werden. Die Verzögerung des Fettes könnte so erst zur Unterzuckerung und später, wenn das Insulin dann nicht mehr wirkt, zur Überzuckerung führen. Es bietet sich daher an, das Insulin zu Anteilen vor und ein ganzes Stück nach dem Essen zu spritzen.

Mein Fazit für heute: Ein halbes Blech Pizza hat vielleicht doch mehr Kohlenhydrate und Fette/Eiweiße, die ich berücksichtigen sollte, als eine bestellte Pizza. Vor allem weil ich bei der Bestellten in jüngster Vergangenheit vorsorglich den trockenen Rand weggelassen habe.
Liebe Blechpizza, es wird ein Rückspiel geben!
Photo by Kelvin Theseira on Unsplash
Hallo Christian, lecker beschrieben 🤓 Stimmt mein Eindruck, dass du nicht dick werden kannst bei diesen „kontrollierten“ Leckereien ? 🤔
LG Alfred
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