Ich musste lange gar kein Insulin spritzen, wenn ich regelmäßig joggen gegangen bin. Denn während man Sport betreibt, werden erst die verfügbaren Kohlenhydrate verbrannt und dann werden die Glukose-Speicher in den Muskeln geplündert. Dass der Blutzuckerspiegel nach unten geht und auch der Insulinbedarf geringer wird, ist soweit erwartbar.
Allerdings halten diese Effekte je nach Intensität noch Stunden nach dem Sport an. Das nennt sich dann Muskelauffülleffekt, denn der Körper möchte die Glukose-Speicher wieder auffüllen. Bei extremer Belastung kann sich das bis zum nächsten Tag auswirken. Die größte Gefahr bei Diabetes ist eine starke Unterzuckerung, vor allem wenn diese einen Nachts ereilt. Reduziert man das Insulin nicht ausreichend und/oder isst mehr Kohlenhydrate, kann nach dem Sport die Wahrscheinlichkeit dafür deutlich erhöht sein.
Mit 32 Jahren ist eine Karriere als Profisportler auch als Kerngesunder ohnehin schon in weite Ferne gerückt. Aber wie sieht es mit einem Marathon oder wenigstens einem halben aus? Mit Diabetes geht fast alles, wenn man sich etwas damit beschäftigt…selbst Profisport.
Matthias Steiner kennt seit den olympischen Spielen 2008 in Peking fast jeder. Er gewann Gold im Gewichtheben und widmete den Erfolg seiner verstorbenen Ehefrau. Was weniger bekannt ist: Matthias Steiner gewann „trotz“ Diabetes Typ 1. Dass Diabetes nicht mit Leistungsschwäche gleichzusetzen ist, will auch das Profi-Radteam Novo Nordisk beweisen. Das Besondere an dem Team: Alle Fahrer haben Diabetes Typ 1. Es verwundert daher nicht, dass der Hauptsponsor und Namensgeber ein Pharmaunternehmen ist, das Insulin produziert. Unter dem Motto „Changing Diabetes® – Diabetes verändern“ wollen sie aber auch für mehr Akzeptanz und Abbau von Vorurteilen kämpfen. Bei der nächsten Tour de France wollen sie wieder an den Start gehen und eines der härtesten Radrennen bestreiten.
Vielleicht hätte ich doch besser in die Fahrradkarriere investiert, dann wären die Chancen auf eine Sportkarriere auch mit 32 Jahren denkbar gewesen. Weltweit scheint es (nach kurzer Recherche) 600.000 lizensierte Radsportler zu geben. Diabetes Typ 1 haben etwa 0,4% der Menschen. Ich müsste mich also „nur“ gegen knapp 2.400 Sportler durchsetzen, um bei der nächsten Tour de France mitzufahren.
Photo by Angel Santos on Unsplash
🤓👍 Dankesehr für diesen speziellen Artikel. Auch wenn‘s nicht mehr zur LeTOUR reichen wird, wie wärs mit der Anschaffung zB. eines GravelBikes – Spaß darf sein ✌️Gruß Alfred
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