Ist die Heilung von Diabetes in greifbarer Nähe?

Als ich die Diagnose Diabetes bekam, war ich fast schon froh. Es hätte auch Krebs sein können, dessen Behandlung oft einen ungewissen und schweren Verlauf nimmt. Viele andere Krankheiten schränken ebenfalls deutlich mehr ein, als sich täglich Insulin spritzen zu müssen. Dennoch freue ich mich, wenn ich die Forschungsentwicklungen im Gebiet Diabetes beobachte.

Insuline können immer schneller wirken und ahmen so besser die natürliche Reaktion im Körper nach (Diabetes für Fortgeschrittene -Wirkungsprofile von Insulin). Messsysteme können nicht nur blutfrei und kontinuierlich Auskunft über den aktuellen Zuckerspiegel geben, sondern alarmieren auch, wenn der grüne Bereich verlassen wird. Man kann die Werte mit dem Smartphone auslesen oder sich den Verlauf als Hintergrund auf der Smartwatch anzeigen lassen. Eine Pumpe kann das Insulin in kleinen Einheiten über den Tag verteilen und das wiederholende Spritzen ersetzen. Apps können die Kohlenhydrate per künstlicher Intelligenz durch die Smartphone-Kamera schätzen und somit die Grundlage für den Insulinbedarf errechnen.

All das sind ziemlich wichtige und spannende Entwicklungen, um mit einer als unheilbar eingestuften Krankheit bestmöglich leben zu können. Greifen alle Zahnräder ineinander, ist die Funktion der Bauchspeicheldrüse alltagstauglich nachgebildet. Dennoch ist man noch weit entfernt von der Komplexität, die der eigene Körper in der Lage ist, zu bewältigen (Die Bauchspeicheldrüse – der stille Freund und das Meer).

Naturwissenschaftler haben daher immer noch nicht aufgegeben, die eigenen Körperfunktionen wieder zu reaktivieren und machen dabei verheißungsvolle Entdeckungen. Zwar kann man schon länger die Zellen der Langerhans-Inseln transplantieren, braucht dafür allerdings erstmal einen Spender. Dass das nicht so einfach ist, liegt nicht nur an der fehlenden Spenderbereitschaft. Der Patient muss auch Medikamente nehmen, damit die Zellen nicht wieder abgestoßen werden. Die Nebenwirkungen sind dann doch schlimmer, als das tägliche Spritzen von Insulin. Es brauchte also einen anderen Weg und der wurde in der Stammzellenforschung entdeckt.

Stammzellen haben sich noch nicht entschieden, welche Zelle sie werden wollen und können sich noch beliebig oft teilen. Über sogenannte Signalwege bestimmt sich die Zukunft einer Zelle. Abhängig von dem Signal, das das Gehirn gesendet hat, wird ein Dominoeffekt in der Zelle ausgelöst und eine bestimmte Art von Zelle produziert. Das passiert solange, bis der Ausschalter gedrückt wird.

PD Dr. Andreas Androutsellis-Theotokis von der TU Dresden wollte eigentlich den Ausschalter für Krebszellen finden, übertrug seine gewonnenen Kenntnisse nun aber auf die Diabetes-Forschung. Sein Team ist dabei auf der Suche, welches Signal Stammzellen zu Insulin-produzierenden Beta-Zellen werden lässt. Das spannende ist, dass nicht nur an neuen Medikamenten geforscht wird, sondern vorhandene und vor allem zugelassene Medikamente auch mittels künstlicher Intelligenz daraufhin in Dresden überprüft werden.

Mit etwas Glück könnte so in wenigen Jahren ein Weg gefunden sein, der den Körper wieder selbst Insulin produzieren lässt. Allerdings muss man bei der Stammzellenforschung auch genauer hinsehen, nicht dass die falschen Signale im Körper einen Dominoeffekt auslösen. So lange erfreue ich mich an den technischen Entwicklungen außerhalb des Körpers, um die es sonst ja auch fast zu schade wäre.

Quellen:

Photo by Science in HD on Unsplash

Ein Kommentar zu „Ist die Heilung von Diabetes in greifbarer Nähe?

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  1. Hallo Christian, ich sehe meine persönliche Ansicht (wieder mal) bestätigt, dass es kaum eine wichtigere Forschung geben dürfte als die medizinisch-biologisch-technologische. Was gibt es schließlich wichtigeres als unsere Gesundheit ?! Herzliche Grüße- Alfred

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