Erfahrungen mit einem Walking Pad: Warum Weglaufen vielleicht doch die Lösung ist


Seit nunmehr vier Jahren gewährt mir mein Arbeitgeber die Möglichkeit, nahezu ausschließlich im Homeoffice zu arbeiten. Was sich perfekt für das Familienleben mit zwei Kleinkindern eignet, erwies sich im Laufe der Zeit als potenzielles gesundheitliches Risiko. Mein aktueller Arbeitsweg beschränkt sich mit Wohlwollen auf gerade einmal 10 Meter. Der Weg zur „Kantine“ und zurück ist nur unwesentlich länger. Es steht außer Frage, dass sich das negativ auf meine Körperhaltung und allgemeine Fitness auswirkt. Vor der Pandemie betrug der einfache Fußweg zur Arbeit fast 3 km, und im Büro selbst waren die Wege ebenfalls länger. So war es kein Problem, unter der Woche spielend 10.000 Schritte und mehr zu erreichen.

Die Erkenntnis, dass Spaziergänge gesundheitsfördernd sind, sollte allgemein bekannt sein. Insbesondere für Menschen mit Diabetes bieten sie Vorteile im Hinblick auf Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten (Nach dem Essen ruh’n? Besser tausend Schritte tun!). Es musste also eine Veränderung her.

Das erste Upgrade meiner Homeoffice-Ausstattung erfolgte bereits vor drei Jahren mit einem höhenverstellbaren Schreibtisch. Auch wenn das Wechseln zwischen Sitzen und Stehen sinnvoll ist, erhöhte dies die Schrittzahl natürlich nicht signifikant. Vor wenigen Wochen kam dann das „Walking Pad“ hinzu – ein Laufband, speziell für das Gehen konzipiert. Im Gegensatz zu herkömmlichen Laufbändern ist ein Walking Pad kompakter und erreicht in der Regel Geschwindigkeiten von nicht mehr als 6 km/h. Es passt perfekt unter meinen Stehschreibtisch, so dass ich während eines Meetings durchaus auch mal entspannt 3 km zurücklegen kann.

Als erstes realistisches Ziel nahm ich mir vor, meinen ursprünglichen Arbeitsweg täglich zu gehen. Je nach Tagesablauf lege ich nunmehr 4-6 km am Tag zurück, die ich ansonsten im Bürostuhl verbracht hätte. Und es funktioniert erstaunlich gut. Solange ich nicht schneller als 3 km/h laufe, kann ich trotz der Bewegung problemlos mit Maus und Tastatur umgehen. Selbst auf Nachfrage hat noch kein Kollege das leise Surren des Laufbands während eines Meetings bemerkt oder als störend empfunden. Ich selbst höre es zwar, wenn ich darauf achte, doch mit Kopfhörern und Fokus auf das Meeting ist es vernachlässigbar.

Das Einzige, was mich (eigentlich nicht wirklich) stört, sind die anfänglichen Nachfragen, was ich denn da mache. Da meine Webcam eigentlich immer aktiv ist, wunderten sich die Kollegen, warum ich auf und ab wippe. Vor allem, weil mein Hintergrundbild statisch ist, wurde bereits vermutet, dass ich mit dem Kinderwagen durch die Gegend spaziere, auf dem Weg zum Bahnhof bin oder schlichtweg dringend aufs Klo muss. Nachdem ich erklärt habe, was ich tatsächlich mache, war das Interesse jedoch groß.

Als Mensch mit Diabetes schätze ich das Walking Pad besonders. Gerade nach dem Frühstück oder manch einem Mittagessen neigt der Blutzucker dazu, stärker anzusteigen. Daher lege ich meine „Laufeinheiten“ bewusst auf diese Zeiten, um flachere und somit gesündere Blutzuckerverläufe zu erzielen. Sinken meine Werte zu stark, mache ich eine Pause. Wenn ich zu wenig Insulin gespritzt habe, laufe ich auch gerne einen zusätzlichen Kilometer, um mir möglicherweise eine weitere Spritze zu ersparen.

Das Walking Pad ist mittlerweile zu einem kleinen Bestandteil meiner Diabetes-Therapie geworden und auf jeden Fall gesünder als stundenlang vor dem Bildschirm zu sitzen.

Foto von Jason Strull auf Unsplash

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