Am letzten Wochenende ging meine Schritte-Challenge zu Ende. Ich lief mit meinen Kollegen virtuell um die Wette, während eine App automatisch mitzählte. In einer Zeit voller Homeoffice war das eine willkommene Motivation, vor die Tür zu kommen und seinem Körper etwas Gutes zu tun.
Immer mehr Apps und Gadgets verfolgen mittlerweile die Performance des eigenen Körpers. Das kommt nicht von ungefähr. Schaut man sich einmal auf Plattformen wie Instagram um, sieht man immer mehr Menschen, die anscheinend das perfekte Leben führen. Sie sind trainiert, haben gute Jobs, engagieren sich sozial und haben trotzdem ausreichend Zeit für ihre fünf Kinder. Auch wenn das meistens unrealistische Selbstinszenierungen sind, unsere Gesellschaft treibt uns regelrecht in die Selbstoptimierung. Dazu gibt es dann entsprechende Apps und Tool, die helfen sollen, dem vermeintlichen Ideal näher zu kommen.
Was vor Jahrzehnten mit der einfachen Waage begann, lässt heute kaum noch weiße Flecken auf der Körperkarte. Es gibt Apps, die mir sagen, wann ich wie viel Wasser trinken sollte oder wie viele Kardiopunkte das letzte Workout gebracht hat. Smarte Armbänder messen, wie oft wir uns bewegen und wie tief und erholsam der Schlaf war. Mit vorinstallierten Apps kann man mittlerweile auch die Atem- oder Herzfrequenz messen. Dieser Trend führt soweit, dass man für knapp 250€ ein Gerät kaufen kann, das am Atem erkennt, ob und wieviel der Körper gerade an Fetten und Kohlenhydraten verbrennt.
Solange sich die Produkte noch in höheren Preisklassen bewegen, umwerben die Firmen meistens Spitzensportler, wie auch bei einem Produkt namens Supersapiens. Über einen Chip am Arm soll der Sportler die Zeitintervalle kennenlernen, in denen er Energie zu sich nehmen sollte, am besten performt oder besser pausiert. Automatisierte Auswertungen sollen einen optimalen Trainingsplan und somit gute Wettkampf-Ergebnisse ermöglichen. Mit dem Iron-Man Jan Frodeno wirbt ein bekanntes Gesicht für das Produkt. Für schlappe 150€ im Monat misst dieser Chip das Glucose-Level und kommt von der Firma Abbott.
Abbott ist die Firma, die auch den FreeStyle Libre entwickelt, den ich als Diabetiker von der Krankenkasse bezahlt bekomme. Tatsächlich ist der Supersapiens genau das gleiche Produkt, das mit viel Marketing und einer speziellen Zielgruppe auf einmal als Bio-Gadget total im Trend ist. Im Umkehrschluss bin ich jetzt nicht mehr der Kranke, der irgendetwas Komisches am Arm hat. Wenn ich jetzt sonntags joggen gehe, bin ich der coole Lifestyle-Selbstoptimierer, der sich nicht zu schade ist, 150€ im Monat für den puren sportlichen Erfolg auszugeben.
Ich muss allerdings dazusagen, dass es für die 150€-Sportler eine wichtige Sache mehr gibt als für die Krankenkassen-Finanzierten: Die Sportler bekommen ihre Werte auf die Uhr. Das beweist, dass es keine technische Einschränkungen gibt. Die Werte müssen endlich auch für uns Trendsetter-Diabetiker ans Handgelenk.
Photo by Diana Polekhina on Unsplash
Ja, das wird tatsächlich Zeit. Ab und zu leiste ich mir einen Super Sapiens, wenn ich mal wieder einen Libre 2 verkackt habe. Ich bin nämlich allergisch auf die Klebstoffe und muss das Klebepad mit einem Hydrocolloid Pflaster ersetzten. Dabei knickt manchmal das Filament ab. Sehr angenehm, die Verbindung des Biosensors zum Smartphone. Auch der Libre 3 ist sehr viel versprechend, ich hatte schon einen Zum Testen. Viele Grüße!
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Hallo Alex,
gibt es einen Unterschied zwischen dem Super Sapiens und dem Libre3? Hast du eine SmartWatch? Bzw. Warum kaufst du den Super Sapiens und nicht einfach einen Libre auf eigene Kosten? Der müsste doch 5€ günstiger sein. Gruß Christian
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