Blogjubiläum – Warum man über Diabetes so viel schreiben kann

Die Zahl des Tages ist heute 50. Der Beitrag, den ihr gerade lest, ist nämlich der fünfzigste seiner Art und http://www.zucker-im-tank.de feiert damit ein kleines Blogjubiläum. Als ich vor fast einem Jahr den Entschluss gefasst habe, meine Erfahrungen mit Diabetes Typ 1 in einem Blog festzuhalten, konnte ich mir ehrlicherweise nicht vorstellen, dass ich so viele Beiträge zusammenbekomme. Ich konnte mir auch kaum vorstellen, dass sich Leser außerhalb meines Familien- und Freundeskreises finden würden. Und doch ist es so gekommen. Woran liegt es, dass beim Thema Diabetes die Ideen nicht zu versiegen scheinen?

Diabetes Typ 1 ist eine vielschichtige Erkrankung. Es reicht nicht regelmäßig Tabletten zu nehmen, sich operieren zu lassen oder zwei Wochen Bettruhe zu halten, um der Krankheit Herr zu werden. Menschen mit Diabetes müssen die Autoimmunerkrankung mit unterschiedlichsten Disziplinen in ihren Alltag einbinden.

Disziplin 1 – Blutzuckerwerte im Blick haben

Die Kernaufgabe des Diabetesmanagements ist es, den Blutzuckerwert im Normbereich zu halten. Man muss ihn dafür natürlich erstmal bestimmen können, um weitere Maßnahmen treffen zu können. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Der HbA1c-Wert ist eine Möglichkeit. Die Untersuchung einer Blutprobe im Labor bestimmt den durchschnittlichen Blutzuckerwert der letzten drei Monate. Im Gespräch mit dem Arzt kann dann vierteljährlich die Therapie angepasst werden. Da das eine ziemlich große Zeitspanne ist, wurden eigenständige Blutzuckermessungen ermöglicht. Der Diabetiker kann mehrmals am Tag den momentanen Wert bestimmen, indem er sich in den Finger piekst. Mit Hilfe von CGM-Systemen wurde die selbständige Bestimmung weiter optimiert. Mittlerweile ist es möglich ohne Pieksen die aktuellen und mehrere Stunden rückwirkende Werte zu bestimmen.

Disziplin 2 – Insulintherapie

Sind die Werte zu hoch oder werden hohe Werte erwartet, muss Insulin gespritzt werden. Hier ist besondere Vorsicht geboten. Spritzt man zu viel oder in der falschen Situation, besteht Unterzuckerungsgefahr. Der Diabetiker muss sich also auskennen, wann er welches Insulin spritzt. Er muss den Unterschied kennen zwischen Bolus-Insulin, das zu Mahlzeiten gespritzt wird und Basal-Insulin, das den Grundhaushalt stabil halten soll. Die unterschiedlichen Wirkprofile von Insulin ermöglichen eine individuell passende Therapie, machen es aber gleichzeitig etwas komplizierter, den Überblick zu wahren.

Disziplin 3 – Nährwerte einschätzen

Um die richtige Insulinmenge bestimmen zu können, muss man wissen, welche Nährwerte sich in den Nahrungsmitteln verstecken. In den seltensten Fällen stehen die Angaben verwertbar auf der Packung, so dass man sich anderweitig informieren oder Abschätzungen bemühen muss. Es kommt dabei primär auf Kohlenhydrate an. Fette und Eiweiße können den Blutzuckerverlauf aber genauso beeinflussen wie der glykämische Index von Nahrungsmitteln.

Disziplin 4 – Mengen abschätzen

Das Abschätzen von Mengen ist zwar eng verbunden mit der Einschätzung der Nährwerte. Nur in der Kombination kann natürlich die tatsächliche Menge zugenommener Kohlenhydrate bestimmt werden. Aber es erfordert dennoch eigene Fähigkeiten. Nicht immer ist eine Waage zur Hand oder die relevanten Bestandteile können wie z.B. bei einer Lasagne nicht mal eben separiert gewogen oder gesehen werden. Der Diabetiker muss daher oft einfach schätzen.

Disziplin 5 – Spritzen

Wenn man im Bekanntenkreis erzählt, dass man Diabetes hat, kann man die Uhr danach stellen, dass gefragt wird, ob man denn auch spritzen müsse. Tatsächlich ist das eigentlich die leichteste Disziplin, wenn man auf Basis der vorangegangenen Phasen die Insulinmenge bestimmt hat. Aber auch hier gibt es Aspekte, die man berücksichtigen sollte. Damit das Gewebe nicht verhärtet, sollten die Spritzstellen regelmäßig gewechselt werden. Das Insulin kann aber auch je nach Spritzstelle unterschiedlich schnell wirken. Außerdem reduzieren Insulinpumpen die täglichen Einstiche drastisch und erleichtern zudem das Insulinmanagement.

Zu diesen Disziplinen kommen noch viele weitere Anforderungen hinzu, denen man gerecht werden muss, um ein guter Diabetiker zu sein. Es ist wichtig, Situationen richtig einschätzen zu können und Vorhersagen treffen zu können. Die Insulinmenge sollte deutlich geringer ausfallen, wenn man vorhat, Sport zu machen. Die Basalrate sollte gesenkt werden, wenn man den ganzen Tag auf Wanderschaft ist. Außerdem ist es wichtig, Entscheidungen zu treffen. Meistens ist die schlechteste Entscheidung, dass man keine trifft.

Über Diabetes zu schreiben, heißt nicht nur Therapieformen zu erklären, sondern auch über sich zu schreiben. Es betrifft quasi den gesamten Alltag und die Kunst ist es, dass es nicht den gesamten Alltag beeinflusst. Das ist möglich und gar nicht so kompliziert wie es sich vielleicht jetzt liest. Schreibt gerne in die Kommentare, welche Disziplinen ihr als Diabetiker im Alltag zu bewältigen habt, die ich nicht gesondert aufgelistet habe.

Auch wenn ich zugeben muss, dass es mir immer schwerer fällt, wöchentlich über spannende Themen zu schreiben, so denke ich doch, dass es mir die spannende Mischung rund um den Diabetes ermöglicht noch weitere 50 Artikel zu schreiben.

Photo by Peri Stojnic on Unsplash

2 Kommentare zu „Blogjubiläum – Warum man über Diabetes so viel schreiben kann

Gib deinen ab

  1. Hallo Herr Kollmeier,
    Wir verfolgen Ihren Blog noch immer ganz gespannt und freuen uns Ihre Reise aus der Ferne weiter zu begleiten. Wir empfehlen Ihren Blog auch gerne unseren Patienten, gerade bei Erstdiagnose Typ 1.
    Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute und bleiben gespannt, was Sie künftig berichten werden.
    Ihre Zuckerfeeen aus Bad Soden

    Gefällt 1 Person

    1. Hallo liebe Bad Sondener Zuckerfeen, ich freue besonders, dass Sie diesen Jubiläumsbeitrag kommentieren, weil die Idee zu dem Blog ja erst im Dialog mit Ihnen entstanden ist. Und vor allem freut mich, dass sie den Blog lesen und weiterempfehlen. Das ehrt und motiviert mich sehr. Eine weitere Idee von damals reift schon in meinem Kopf, mal sehen, wann ich Sie darüber informieren kann 🙂

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