„Und was für ein Typ bist du?“… Das könnte der Start einer belanglosen Unterhaltung zweier Halbstarker in einer Sportkneipe sein. Es ist aber eine Frage, die ich zurecht gestellt bekomme, wenn ich von meiner Diagnose erzähle. Dass Diabetes nicht gleich Diabetes ist, wissen überraschend viele. Die tatsächlichen Unterschiede sind aber eher selten bekannt.
Der Typ-1 Diabetiker ist bei der Diagnose in der Regel ein Kind. Warum er oder sie die Krankheit hat, ist unklar. Es kann sein, dass die Veranlagung dafür bereits im Erbgut vorlag oder eine Infektion die Autoimmunerkrankung auslöste. Die körpereigenen Antikörper zerstören die Betazellen, die für die Insulinproduktion zuständig sind. Auf kurz oder lang muss Insulin von außen zugeführt werden.
Der Typ-2 Diabetes wurde früher auch als Altersdiabetes bezeichnet. Aufgrund von Bewegungsmangel, Übergewicht und schlechter Ernährung betrifft er aber auch immer mehr jüngere Menschen, so dass diese Form des Diabetes zur echten Volkskrankheit wird. Die Insulinempfindlichkeit ist teilweise stark reduziert und die Betazellen produzieren viel zu langsam Insulin. Hier können Tabletten helfen und vor allem eine Ernährungsumstellung und Sport. In fortgeschrittenen Stadien muss auch bei Typ-2 Insulin gespritzt werden.
Der Schwangerschaftsdiabetes tritt bei etwa 4% der schwangeren Frauen auf. Risikofaktoren sind ein Alter über 30 Jahre, Veranlagungen im Erbgut oder Stoffwechselerkrankungen. Diese Diabetesform schwächt ebenfalls die Insulinempfindlichkeit und das Kind läuft später Gefahr selbst übergewichtig und Diabetiker zu werden. Zwar verschwindet der Schwangerschaftsdiabetes kurz nachdem die Plazenta abgestoßen wurde, aber nicht wenige Frauen erkranken im späteren Verlauf an Typ-2 oder sogar an Typ-1.
Ich persönlich habe keinen Schwangerschaftsdiabetes, auch wenn ich zum Zeitpunkt der Diagnose werdender Vater war. Ich habe keinen Typ-2 Diabetes, auch wenn ich dank Corona vor der Diagnose kaum Bewegung und eine schlechte, weil zuckerreiche Ernährung hatte. Ich habe auch keine klassische Typ-1 Erkrankung, weil ich mit 32 Jahren schon „zu alt“ dafür bin. Ich habe eine Sonderform des Diabetes Typ-1. Mein Diabetes nennt sich LADA, was für „late autoimmune diabetes in adults“ steht.
Alle Diabetesformen haben eine Gemeinsamkeit: Sie verursachen zu hohe Blutzuckerwerte, die zu Folgeerkrankungen führen können, wenn man sie nicht behandelt.
Ob die beiden halbstarken Typen aus der Kneipe die Unterschiede nach zwei oder drei Bier verstehen, wage ich zu bezweifeln. Hier würde ich es daher nochmal mit einer Basketball-Analogie probieren:
In der NBA, der wichtigsten Liga im Basketball, gibt es jedes Jahr einen Drei-Punkte-Wettbewerb. Der Spieler (Insulin) muss versuchen in kürzester Zeit möglichst viele Basketbälle (Zucker) in den Korb (Zellen) zu werfen. Bei einer Typ-1 Erkrankung gibt es keinen Spieler auf dem Feld und die Bälle bleiben liegen. Der Trainer (Diabetiker) muss zusehen, dass er von außen neue Spieler einwechselt. Die Spieler aus dem Team Typ-2 haben Schwierigkeiten alle Bälle in der kurzen Zeit überhaupt zu werfen (zu langsame Betazellen). Außerdem ist der Korb etwas kleiner (Insulinempfindlichkeit) und es kommen sogar Gegenspieler (wie die Fettleibigkeit) zusätzlich auf das Spielfeld und blocken den ein oder anderen Wurf ab. Schwangere und Alte sollten vielleicht auch nicht mehr unbedingt Basketball spielen.
Photo by Filip Mroz on Unsplash
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