Es war eine der ersten Einschränkungen, die ich realisiert habe: Ich kann nicht mehr so ohne weiteres Bier trinken. Ein Getränk was dafür steht, unkompliziert zu sein, Männerfreundschaften prägt und nach dem Sport oder einem langen Arbeitstag den gemütlichen Teil des Abends einläutet. Auf einen Schlag bereitet mir dieses Getränk Kopfzerbrechen: Was ist erlaubt? Was ist gesund? Was macht das Bier mit meinem Körper?
Die Kohlenhydrate
Wenn ich eins von Anfang an begriffen habe, dann, dass Kohlenhydrate meine Blutzuckerkurve ansteigen lassen. Saft oder Cola (11g Kohlenhydrate pro 100ml) sollte ich nur trinken, wenn ich Gefahr laufe zu unterzuckern und dann auch nur etwa 200ml. Wasser oder ungesüßten Tee kann ich natürlich soviel trinken wie ich mag. Aber wie sieht es mit alkoholischen Getränken aus? Während Glühwein auf 100ml etwa 14,8g an Kohlenhydraten aufweist und Liköre mit 29g wenig überraschend weit vorne in der Rangliste sind, hat z.B. Apfelwein nur 0,6g oder ein trockener Weißwein nur 0,1g. Ein Pils oder auch ein Weizen haben im Schnitt etwa 3g / 100ml. Aber Kohlenhydrate alleine sind nicht die Herausforderung. Klarer Schnaps hat kein einziges Gramm, das ideale Diabetiker-Getränk ist er trotzdem nicht.
Der Alkohol
Bei Alkohol kommen wir zwangsläufig auf die Leber zu sprechen. Die Leber speichert Kohlenhydrate und schüttet sie in Form von Zucker über den Tag verteilt ins Blut aus. Das ist ziemlich gut, aber die Leber ist im Allgemeinen auch für den Abbau von Alkohol zuständig. Trinken wir Alkohol, priorisiert sie: Alkohol vor Zucker. Je mehr Alkohol man trinkt, desto eher ist die Zucker-Freigabe und das Speichern gehemmt und das kann bis zu 12 Stunden nachhalten. Ab 0,45 Promille steigt das Risiko einer Unterzuckerung und die Symptome ähneln alkoholischen Ausfällen, so dass sie manchmal spät wahrgenommen werden. Eine sogenannte Glukagon-Spritze, die mir andere geben könnten, wenn ich wegen zu wenig Zucker das Bewusstsein verliere, wirkt bei zu viel Alkohol nicht mehr.
Die Konsequenz
Jetzt könnte man meinen, dass man besser kein Insulin spritzt. Aber Bier enthält Kohlenhydrate, die zumindest kurzzeitig für einen Anstieg sorgen würden. Sie sind aber genauso schnell wieder weg. Besser ist es also Alkohol zum Essen zu trinken oder zum Alkohol zu essen. Außerdem sollte ich weniger Insulin spritzen als sonst, auch am Folgetag. Die Empfehlung für Männer ist es, 20g Alkohol pro Tag nicht (unbedingt) zu überschreiten, also 0,5l Bier. Was in einem Münchener Biergarten zur Abendstunde zu einem Problem werden kann (hier werden nur ganze Maß-Bier ausgeschenkt), ist für mich ein Anfang, sich wieder vorsichtig heranzutasten an das unkomplizierte Hopfengetränk.
Photo by Giovanna Gomes on Unsplash
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