Kurvendiskussionen mal anders

Mein Vater ist ein studierter Mathe-Lehrer und hat mir schon früh die Affinität zu Zahlen mit auf den Weg gegeben. Aber selbst im Leistungskurs hätte ich nicht gedacht, dass ich mich mit 32 Jahren wieder mit Kurvendiskussionen auseinander setzen muss. Ich gebe zu, dass ich jetzt nicht mehr mit dem Taschenrechner die zweite Ableitung berechne, aber den ein oder anderen Vergleich kann man da schon ziehen.

Mein Körper produziert auf kurz oder lang kein Insulin mehr. Ich muss die Funktion der Bauchspeicheldrüse durch das Hinzuführen der richtigen Insulinmenge kompensieren. Ziel dabei ist es, die Blutzuckerkurve möglichst sanft wieder auf den Basiswert zu bekommen. Während die Bauchspeicheldrüse bei gesunden Menschen einen ziemlich guten Job macht und den Glukosespiegel meistens nah bei 100 mg/dl hält, fühle ich mich bei Werten zwischen 120 und 150 mg/dl schon wohl. Ziel meiner Insulintherapie ist es, mehr als 70% der Zeit Werte zwischen 70 und 180 mg/dl zu haben. Das schaffe ich ganz gut und kann fünf Wochen nach meiner Diagnose fast schon stolz folgende Zahlen präsentieren.

Bericht der fünften Woche nach der Diagnose (libreview.com)

Diese Zahlen liefert mir ein Sensor, der mich quasi pausenlos überwacht, wenn ich ihn nicht gerade unfreiwillig abnehme (siehe Befestigungen für Freestyle Libre-Sensor). Entsprechend kann ich mir auch immer die Tagesverlaufskurve ansehen, womit wir beim eigentlichen Thema dieses Beitrags wären.

Beispielhafter Tagesverlauf (libreview.com)

Morgens komme ich schon lange mit guten niedrigen Werten aus dem Bett. Ich spritze mir direkt sogenanntes Basalinsulin. Das Insulin wirkt über den gesamten Tag , so dass mein Körper grundversorgt ist und die Steigungen per se weniger stark sind. Primär die Kohlenhydrate aus dem Essen lassen die Kurve aber merklich ansteigen. Mit Bolusinsulin kann ich die Werte über die Wirkungszeit von 3-4 Stunden wieder auf den Ausgangswert bringen. Dazu muss ich aber wissen wie viele Kohlenhydrate ich zu mir nehme und die entsprechende Gegenmenge an Insulin spritzen. Spritze ich zu wenige Einheiten, steigt die Gefahr, dass der Hochpunkt deutlich aus dem Normbereich fällt. Ist es zuviel, herrscht beim Tiefpunkt Unterzuckerungsgefahr. Der sogenannte glykämische Index verrät wie steil die Kurve ansteigt. Zuckerhaltige Getränke wie Cola oder Saft führen diese Liste an. Da das Insulin da kaum hinterher kommen würde, sollte ich diese Getränke vermeiden, wenn ich nicht gerade Gefahr laufe, zu unterzuckern.

Je nach Essen kann es sogar zu Sattelpunkten kommen. Das bedeutet, dass man kurz denkt, der Höhepunkt sei erreicht, aber mit etwas Verzögerung ein erneuter Anstieg die Glukosewerte nach oben treibt. Hier spielen Fette und Proteine eine Rolle, aber das zu berechnen ist etwas für Fortgeschrittene, meint meine Diabetologin. Da hier aber Pizza von betroffen ist, werde ich mich wohl trotzdem zeitnah damit beschäftigen.

Titelbild von Antoine Dautry on Unsplash

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