Zwischen den Weihnachtsfeiertagen und Silvester ist es an der Zeit zurück auf das vergangene Jahr zu blicken. Ja, ihr habt die Überschrift richtig gelesen: Ich versuche mich an einem positiven Jahresrückblick, obwohl ich im Frühjahr meine Diabetes-Diagnose bekam und nahezu das ganze Jahr durch die Corona-Pandemie geprägt ist.
Was kann man bitte der Corona-Situation Gutes abgewinnen? Im März 2020 war es soweit: Die erste Infektionswelle war da, die Geschäfte mussten schließen und die Restaurants setzten voll auf den Liefer- und Abholservice. Viele Freischaffende und vor allem Mitarbeiter in der Reise- oder Kulturbranche stehen inmitten einer Existenzkrise. Und leider infizieren sich mehr und mehr Menschen und behalten teilweise Folgeschäden zurück oder sterben sogar viel zu früh. Für mich als Angestellter eines großen (mehr oder weniger) Staatskonzerns war das Vollzeit-Dasein im Homeoffice bis dato die größte Umstellung.
Ab April 2020, als ich die Diagnose Diabetes Typ 1 bekam, sollte sich das (vorerst) neue Arbeitsmodell als echter Vorteil erweisen. Vorher pendelte ich täglich, arbeitete viel zu viel und aß, was sich in der Nähe des Büros auftreiben ließ und die Pausenzeit zuließ. Meistens war das nicht das Gesündeste. Sich in dieser Zeit neu mit Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen auseinander zu setzen, zu spritzen und zu kontrollieren, wäre echt schwer gewesen. So konnte ich zuhause in Ruhe Bekanntes und Gesundes essen und sogar während eines Meetings die Werte korrigieren.
Durch den Liefer- und Abholservice musste ich keine Grobschätzungen im Restaurant am Tisch machen und zu hohe oder niedrige Werte riskieren, wenn das Essen nicht rechtzeitig gebracht wird. Ich konnte mir das Essen zuhause betrachten, abwiegen und in Ruhe die nötigen Entscheidungen treffen.
Generell zeigen mir meine Live-Zuckerwerte unmittelbar, was sie von meiner Nahrungswahl halten und erziehen mich so Schritt für Schritt zu gesünderem Essen. Vorher naschte ich gerne Süßes und aß an Weihnachten oft soviel, dass mir das Essen nachts schwer im Magen lag. Jetzt hinterfrage ich, ob es das Essen und die Menge wert sind und komme so oft freiwillig zu Entscheidungen, die mir kurz- und langfristig gut tun. Und hey ich habe im April schneller 10kg abgenommen als manches Top-Model in Hochform. Nachdem ich jetzt eingestellt bin und mich bewusst ernähre halte ich das Gewicht bei Minus-7kg stabil. Mit knapp 81kg bei einer Körpergröße von 1,83m ist das auch ein absolutes Wohlfühlgewicht.
Klar, es gibt auch Situationen, in denen ich gerne sündige. Der Weihnachtsmarkt und das Treffen im Freundeskreis zur Feuerzangenbowle wären da gute Beispiele. Trotzdem war ich dankbar, dass der Weihnachtsmarkt durch Corona in 2020 nicht stattfinden konnte. Ich hätte sonst direkt im ersten Jahr schauen müssen, wie sich der süße Glühwein spritztechnisch mit dem Alkohol verträgt. Ich hätte berücksichtigen müssen, wie Waffeln und fettige Bratwürste die Zuckerkurve beeinflussen. Ich hätte vor allem überlegen müssen, wie ich mir bei Wind und Wetter die Insulin-Spritze an den Bauch setze und dabei nicht von hinten umgerempelt werde. Das hebe ich mir für 2021 auf und hoffe, dass dann kein negativer Jahresrückblick bevorsteht.
Ich freue mich das Jahr 2021 ein ganzes Stück routinierter im Umgang mit meiner Krankheit zu starten. Ich freue mich, auch wieder meine Kollegen im Büro zu sehen. Ich freue mich vor allem, wenn ich Freunde und Familie wieder herzlich drücken und die Welt mit meiner Frau und Tochter entdecken kann – meine Tochter, die alleine durch ihre Geburt 2020 schon zu einem perfekten Jahr gemacht hat.
Photo by Erwan Hesry on Unsplash
Lieber Christian, herzlichen Glückwunsch zu deinem sehr gelungenen Blog 2020 und deinem positiven Jahresrückblick. Und: „Always look at the bright side of life.“ (Monty Python) – Alles Gute und Schöne für dich und deine Familie in 2021, Alfred
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