Seit fast 10 Jahren beschäftige ich mich durch Studium und Beruf täglich mit Apps. Trotzdem zog ich verwunderte Blicke auf mich, als ich im Diabeteskurs das „altbackene“ Lesegerät zückte, um meine Sensordaten auszulesen. Eine Dame über 60, die neben mir saß, nutzte dafür das Smartphone. In diesem Beitrag möchte ich die Vor- und Nachteile der App und des Lesegeräts gegenüberstellen.
Lesegerät | App | |
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Datenqualität | ||
Akkulaufzeit | ||
Daten auslesen | ||
Daten eingeben | ||
Daten übertragen | ||
Alarme | ||
Backup |
Die Datenqualität – Das Lesegerät wird bei der initialen Lieferung mitgeschickt und muss fortan mit der damaligen Softwareversion auskommen. Hier haben Apps einen großen Vorteil. Sobald der Hersteller relevante Updates hat, lädt er sie in den Appstore und kurze Zeit später kommen sie beim Nutzer an. Einen Unterschied der Datenqualität habe ich vor allem beim Joggen bemerkt. Während das Lesegerät Werte um die 60 mg/dl meldete, war das Smartphone mit ca. 80 mg/dl deutlich näher am gemessenen, tatsächlichen Blutzucker. In normalen Alltagssituationen halten sich die Unterschiede aber gering.
Die Akkulaufzeit – Wie oft ist euer Smartphone-Akku leer? Im Urlaub braucht ihr GPS, um euch in der fremden Stadt zurechtzufinden. Ihr braucht die Kamera, um euch vor der nächsten Sehenswürdigkeit zu inszenieren. Ihr braucht Bluetooth und NFC, damit das Smartphone mit dem Sensor kommunizieren kann. Also braucht ihr auch eine Powerbank, damit ihr nicht am Ende des Tages ohne Auslesemöglichkeit auskommen müsst. Hier hat das Lesegerät klare Vorteile. Es hat nur einen Anwendungsfall und das ist euer Diabetes. Entsprechend hält der Akku auch über mehrere Tage hinweg.
Daten auslesen – Das Lesegerät holt man aus der Tasche, drückt auf den Knopf und hält es an den Sensor. Nach wenigen Sekunden hat man den Wert auf dem Display stehen. Richtig unauffällig ist das auch nicht. Ein Piepsen und ein sehr helles Display begleiten diesen Vorgang. Hier soll die App besser sein. Das Smartphone hat man sowieso immer in der Hand, also fällt es doch kaum auf, wenn man es mal schnell an den Arm hält, oder? Naja, es ist schon fast Kunst, den Wert beim ersten Versuch auszulesen. Man muss drei Vibrationssignale abwarten, wenn man den NFC-Chip im Handy auf den Sensor manövriert hat. Oft mündet der Versuch in einem Übertragungsfehler.
Daten eingeben – Dem erfolgreichen Scannen folgt oft die Eingabe von Kohlenhydrate-Angaben oder Insulineinheiten. Während ich beim Lesegerät nur 10 Minuten Zeit dafür habe, kann ich das mit der App auch rückwirkend eintragen und das auch noch komfortabler. Das Lesegerät hat keine direkte Eingabe, sondern ich muss schrittweise hochzählen. Das nervt insbesondere bei hohen Werten.
Daten übertragen – Die App hat hier den klaren Vorteil, dass die Daten direkt an den LibreView-Server gesendet werden können. Verbindet man die App mit der Arztpraxis oder Verwandten, können diese den Blutzuckerspiegel aus der Ferne im Blick haben. Wenn die Arztpraxis allerdings keine Zugangs-ID hat, ist es unkomplizierter, stattdessen einfach das Lesegerät zu reichen. Die Ärztin kann es dann per USB auslesen.
Die Alarme – Alarme können leider nur auf das Gerät geschickt werden, mit dem der Sensor als erstes ausgelesen wurde. Das Lesegerät funktioniert hier zuverlässig. Allerdings kann es bei der schlechteren Dateninterpretation (s.o.) schneller zu Fehlalarmen kommen. Selbst wenn der Smartphoneakku voll ist, würde ich nicht 100% auf den Alarm setzen. Handyeinstellungen könnten hier den Alarm unterdrücken, auch wenn die App darauf aufmerksam macht. Damit man den Alarm im Schlaf mitbekommt, musste das Smartphone bei mir wieder Einzug ins Schlafzimmer erhalten. Etwas, was ich eigentlich mal abgeschafft hatte.
Das Backup – Wenn das Lesegerät primär genutzt wird, kann ich zusätzlich mein Smartphone nutzen. Außerdem gibt es die Möglichkeit mit dem Lesegerät auch Teststreifen auszulesen und somit Blutzucker zu messen. Das ist wichtig, denn wenn der Sensor mal abfällt oder die Daten extrem ungewöhnlich sind, bleibt nur die Möglichkeit, in den Finger zu stechen und blutig zu messen. Wenn ausschließlich das Smartphone genutzt wird, fällt nicht nur die blutige Messung weg, sondern man kann noch nicht mal das Lesegerät als Backup verwenden. Etwas was ich nicht verstehe, aber es geht nicht.
Mein Fazit – Ich starte den neuen Sensor mit dem Lesegerät. Die Alarme gehen so auf das Lesegerät und ich muss mir keine zusätzlichen Sorgen um meinen Smartphoneakku machen. Das Smartphone nutze ich zum Auslesen der Sensordaten und zur Eingabe der Zusatzinfos, die dann automatisch hochgeladen werden. Für mich ist das aktuell das Beste aus zwei Welten, auch wenn ich mir wünschen würde, dass der Griff zum Arm gar nicht mehr notwendig ist. Die Daten des Senors kommen sowieso auf das Lesegerät, sonst könnte es auch keinen Alarm geben. Warum also nicht direkt Livewerte anzeigen, am besten noch auf der Smartwatch.
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