Abenteuer Geschäftsreise: Meine Premiere mit Diabetes im Gepäck

Nach über fünf Jahren war es endlich wieder soweit: Ich trat meine erste Geschäftsreise seit der Corona-Pandemie an – und gleichzeitig meine erste Geschäftsreise seit meiner Diabetes-Diagnose. Dazwischen lagen bedeutende Veränderungen in meinem Leben, wie die Gründung und Erweiterung meiner Familie. Doch trotz meiner Urlaubserfahrungen mit Frau und Kindern zeigte sich, dass eine Geschäftsreise mit Diabetes so ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringt.

Durch die Urlaube in den letzten Jahren hatte ich immerhin einiges an Reise-Routine gesammelt. Eine praktische Checkliste auf meinem Handy erinnert mich inzwischen zuverlässig an alles Wichtige, was neben Unterhose und Duschgel mit ins Gepäck muss – darunter natürlich auch Ersatzinsulin und zusätzliche Sensoren. Ich fühlte mich gut vorbereitet und dachte zunächst, damit wäre alles abgedeckt. Aber die Geschäftsreise brachte dann doch einige unerwartete Situationen mit sich.

Für Geschäftsreisen wählt man ja meist kein Ferienhaus, sondern ein Hotel. Das mag trivial klingen, ist für Insulinpflichtige allerdings nicht ohne Bedeutung. Mir fiel schnell auf, dass in den Hotelzimmern, die ich beziehe, immer seltener Kühlschränke vorhanden sind. Das Ersatzinsulin konnte ich daher nicht angemessen kühlen. Wer jetzt eine abenteuerliche Geschichte erwartet, wie ich das Insulin trotzdem kühl gehalten habe, den muss ich leider enttäuschen. Es war glücklicherweise Oktober, die Temperaturen also angenehm kühl. Außerdem war das aktiv genutzte Insulin ohnehin fast aufgebraucht, sodass ich mich entschloss, es ungekühlt aufzubewahren. Trotzdem werde ich bei künftigen Hotelbuchungen darauf achten, ob das Zimmer einen Kühlschrank hat.

Auch das Einsetzen eines neuen Sensors brachte eine kleine Herausforderung mit sich. Meine Geschäftsreise dauerte zwar nur zwei Nächte, doch der Zeitpunkt für den zweiwöchentlichen Sensorwechsel fiel passenderweise genau auf die Rückfahrt im ICE von Berlin nach Frankfurt. An sich habe ich kein Problem damit, in der Öffentlichkeit einen Sensor zu setzen – genau wie ich mir auch am Hauptbahnhof oder im Restaurant ohne Weiteres Insulin spritze. Doch an diesem Tag war ich direkt von einer Führungskräfteschulung aufgebrochen und hatte mich morgens im Hotel bewusst für ein Hemd und gegen ein T-Shirt entschieden. Als ich dann im Zug saß und versuchte, den Ärmel hochzukrempeln, stellte ich fest, dass ich so nicht an meinen Oberarm gelangen würde. Also zog ich mich diskret zurück, ging zur Toilette im ICE, und stemmte mich bei über 200 km/h mit wackeligen Beinen aus meinem Hemd, um den Sensor an der richtigen Stelle anzubringen. Im Nachhinein denke ich, dass ich den Sensor vielleicht besser morgens im Hotel gewechselt hätte – andererseits wäre mir dann auch eine lustige Geschichte entgangen.

Wie unterschiedlich sich Geschäftsreisen und Urlaube für mich anfühlen, zeigt sich auch an meiner Blutzuckerkurve. Im Urlaub bin ich meist entspannt, esse viel, benötige aber eher weniger Insulin. Auf dieser Geschäftsreise war das Gegenteil der Fall: Obwohl ich nach außen hin ruhig wirkte, ließ die Workshop-Atmosphäre mit Vorträgen und Diskussionen meinen Adrenalinspiegel wohl unbewusst ansteigen. Besonders nach dem Frühstück hatte ich Schwierigkeiten, unter 200 mg/dl zu bleiben. Beim nächsten Mal werde ich wohl etwas mehr Insulin vorspritzen und notfalls zu einem der bereitstehenden Snacks im Workshop-Raum greifen.

Insgesamt war es eine lehrreiche Erfahrung, und ich werde sicherlich bei der Planung zukünftiger Geschäftsreisen einige Punkte noch genauer beachten.

Foto von Christian Lue auf Unsplash


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8 Antworten auf „Abenteuer Geschäftsreise: Meine Premiere mit Diabetes im Gepäck

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  1. Hi,

    nur ein kleiner Tipp, du kannst den Sensor auch einfach vorher setzen, ohne ihn zu aktivieren. Viele setzen den Sensor sogar 24h vorher, da er dann wohl gleich besser laufen soll.

    Aktivieren geht dann auch einfach im Zug…

    Schöne Grüße, Michael

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    1. Hallo Michael, als ich mit dem Support von Abbott mal gesprochen hatte, hieß es, dass man bloß nicht zwei gleichzeitig nehmen sollte, weil die sich gegenseitig stören. kA, ob da etwas dran ist. Hast du da mehr Infos?

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  2. Hi
    Die Kühlschränke in den Hotel`s kühlen zu stark, heikel das das Insulin dann gefriert. Ich würde die nie benutzen. Ich habe für diese Situation eine Friotasche.
    Liebe Grüsse
    Sandra

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    1. Ja, Abbott sagt, dass das Quatsch ist.. Aber die laufen ja nicht gleichzeitig, man hat ihn nur schon gesetzt.
      Juggluco könnte sogar 2 Sensoren gleichzeitig handeln, ich nutze das, um die 1h zu überbrücken.

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  3. ..lieber ckkollmeier.

    Über Geschäftsreisen mit Diabetis kann ich Lieder singen.

    Habe mir von „frio“ passive Kühler gekauft, die mit Verdunstungskälte funktionieren. Beste Entscheidung meines Diabetiker Lebens. Da bleibt das Insulin in wirklich praller Spaniensonne wirklich super kühl so um die 8-10 Grad. Bei 28 bis 30 Grad Aussentemperatur. Die nutze ich auch in Hotels, da sie nur mit Leitungswasser getränkt werden, funktionieren die immer.

    Den Sensor setzte ich morgens im Hotel und starte ihn erst wenn der alte abgelaufen ist.

    Ach und der hohe Zucker, wenn man bei Tagungen sitzt, kenne ich auch. Da fehlt die Bewegung, der Kreislauf wird nicht angekurbelt und das Insulin fängt nicht an zu arbeiten. Also entweder in den Pausen oder vorher etwas Sport machen, oder die Einheiten locker um 50% erhöhen. Das hat mir geholfen, ob das bei ihnen auch so geht? Im Urlaub bewegen sie sich doch auch, oder?

    Ach ich habe seit 37 Jahren Typ 1 (ohne Komplikationen) und war oft auf Geschäftsreisen

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  4. Schön, dass Du alles Gut überstanden hast. zu 2 Punkten kann ich Dir etwas Beruhigendes sagen. : Kühlschränke in Hotels sind für das Insulin eher gefährlich als hilfreich, sie sind meistens zu kalt eingestellt. einmal gefroren ist das Insulin unbrauchbar. Ich habe schon sehr viele Reisen auch in warmen bzw. tropischen Ländern gemacht, wo weit und breit kein Kühlschrank zur Verfügung stand. Und auf keinen Fall im Hotel das Insulin aus der Hand geben. Insulin bleibt bis 40 Grad stabil und Du kannst es ohne weiteres bei Zimmertemperatur wochenlang aufbewahren. nur nicht auf die Heizung oder in die Sonne legen.

    Und der 2. Punkt. Du kannst den Sensor setzen, wenn Du morgens im Bad bist, und kannst in dann unterwegs, egal ob Du im Bus oder im Meeting sitzt, aktivieren, ohne Dich entkleiden zu müssen. Ich setze den Sensor abends bevor ich ins Bett gehe, und aktiviere ihn am nächsten Tag, wenn der andere abgelaufen ist.

    Alles Gute für Deine weiteren Reisen und immer schön locker bleiben.

    Elisabeth

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