Digital Detox: Tipps für Menschen mit Diabetes

Das Jahresende ist die Zeit der Reflexion. Man blickt zurück und hinterfragt sich selbst. Ein Dauerbrenner dabei: der Umgang mit dem Smartphone. Wir alle wissen, dass wir zu oft am Handy hängen. Für uns Menschen mit Diabetes hat diese Erkenntnis jedoch eine besondere Herausforderung.

Wenn ich ehrlich bin, verbringe ich viel zu viel Zeit mit meinem Smartphone, da ich glaube, dass ich während der Betreuung meiner zwei Kinder, vermeintlich noch anderweitig produktiv sein kann. Aber sind wir ehrlich: Wirklich erledigt bekomme ich dabei nichts. Stattdessen lande ich auf Instagram, Facebook oder sonst irgendwo, wo definitiv keine To-do-Liste abgearbeitet wird. Das Schlimme: für diesen Quatsch erlebe ich die Zeit mit meinen Kindern weniger bewusst. Die geglaubte oder eingeredete Win-win-Situation ist somit eine Lose-Lose-Situation. Das ständige Vibrieren, die unendliche Masse an Informationen und die Verlockung, immer weiter zu scrollen, sind nicht nur purer Stress, sondern eine perfekte Grundlage für eine toxische Beziehung zum Smartphone.

Das Internet verspricht, dass es mit „Digital Detox“ besser werden kann. Die Idee eines Digital Detox ist, den ständigen Einfluss von Technologie zu reduzieren, um Stress zu mindern und den Fokus auf das Wesentliche zu lenken. Eine Auszeit verspricht mehr Gelassenheit, bessere Konzentration und einfach mehr Offline-Zeit für sich selbst. Klingt toll? Die Realität für Menschen mit Diabetes sieht allerdings anders aus. Unser Smartphone ist weit mehr als ein Gerät für Social Media, Fotos und Online-Käufe. Es ist ein zentraler Bestandteil unseres Diabetes-Managements. Von CGM-Systemen, die uns kontinuierlich Glukosewerte auf das Handy schicken, bis hin zu Insulinpumpen, die sich per App steuern lassen – ohne Smartphone geht bei vielen von uns schlicht nichts. Ich merke das besonders, wenn Sensoren ausfallen, was in den letzten Monaten leider häufiger vorkam, wenn ich mein Smartphone vernachlässigte. Dann steigt nicht nur mein Stresslevel in ungeahnte Bereiche, sondern auch mein Frust. Ein „echtes“ Digital Detox, also der völlige Verzicht auf Technologie, wäre für mich ein Rückschritt – und ehrlich gesagt auch kein achtsamer Umgang mit meinem Körper.

Die Lösung? Ein Teilzeit-Detox. Es geht nicht darum, das Smartphone komplett zu verbannen, sondern es bewusster zu nutzen. Hier sind einige Tipps, wie das funktionieren kann:

  • Push-Benachrichtigungen deaktivieren
    Lass dich nicht von jeder Mitteilung aus der Ruhe bringen. Deaktiviere Push-Nachrichten für unwichtige Apps, sodass nur Diabetes-relevante Alarme durchkommen.
  • „Bitte nicht stören“-Modus nutzen
    Aktiviere diesen Modus für gezielte Zeitfenster – etwa bei der Arbeit oder während der Zeit mit deinen Kindern. So minimierst du Ablenkungen, ohne wichtige Alarme zu verpassen.
  • Bildschirmzeit tracken
    Sowohl iOS als auch Android bieten dir Einblicke in dein Nutzungsverhalten. Allein das Wissen, wie viele Stunden du am Handy verbringst, kann helfen, deinen Konsum zu überdenken.
  • Apps begrenzen
    Setze Limits für Apps, die dich oft ablenken. Nach zehn Minuten Facebook am Tag ist Schluss – die App blockiert sich selbst.
  • Smartwatch als Alternative
    Obwohl eine Smartwatch natürlich auch die digitale Abhängigkeit vergrößern kann, sie kann auch helfen, den ständigen Griff zum Smartphone zu reduzieren. Benachrichtigungen und wichtige Infos erhältst du direkt am Handgelenk, während das Handy in der Tasche bleibt. So bleibst du informiert, ohne deine Bildschirmzeit unnötig in die Höhe zu treiben. Es soll sogar möglich sein, CGM-System ohne Smartphone direkt mit der Smartwatch zu koppeln.

Ich selbst habe meine Bildschirmzeit mit einem Widget auf dem Homescreen im Blick. Das Ergebnis: Ich war viel länger auf Facebook und Instagram unterwegs, als ich dachte. Nachdem es nichts gebracht hat, die Apps nur vom Homescreen zu entfernen, habe ich sie kurzerhand gelöscht. Der Account bleibt aber erhalten, denn so fiel erstens der Schritt nicht ganz so schwer und zweitens kann man immer noch am Desktop an der sozialen Welt teilhaben, wenn man unbedingt will. Zudem läuft mein Handy meistens im Dauer-„Bitte nicht stören“-Modus. Nur Diabetes-Alarme und Nachrichten von engen Kontakten kommen durch. Der Rest wartet, bis ich bewusst aufs Handy schaue – was immer noch oft genug passiert. Einzig Anrufe verpasse ich regelmäßig, aber das ist ein Preis, den ich gern zahle.

Jeder muss seinen eigenen Weg finden, um den digitalen Stress zu reduzieren. Für uns Menschen mit Diabetes bedeutet das oft einen Kompromiss. Ich jedenfalls bleibe dran – und werde berichten, wenn ich endlich die direkte Kopplung zwischen Sensor und Smartwatch getestet habe. Vielleicht schaffe ich es dann ja doch, das Handy öfter mal liegen zu lassen.

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Foto von Brett Jordan auf Unsplash


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